#JOR: Über Wüstencamps & biblische Schauplätze – Wadi Rum und das Tote Meer (2|2)

 

Wadi Rum – Jordanien – Teil II – Angst ist fehlangebracht. Entgegen einiger Vorurteile ist die Kriminalitätsrate niedrig und die Verkehrsinfrastruktur ausgesprochen gut, sodass sich Jordanien ausgesprochen gut auf vier Rädern bereisen lässt. Das kleine Königreich ist ein friedvolles, offenes und relativ tolerantes Land, und ein sicherer Hafen in dieser sonst so konfliktreichen Region. Ein Land, das gerade deshalb nicht in Vergessenheit geraten sollte. Während der vorherige Bericht von der Hauptstadt Amman, der Felsenstadt Petra und der antiken Stadt Jerash handelt, geht’s in diesem Beitrag um unsere Reiseerlebnisse in der Wüste Wadi Rum und dem Weihnachtsaufenthalt am Toten Meer – einem Ort, der eng mit der christlichen Schöpfungsgeschichte verbunden ist und jährliche hunderttausende Besucher anlockt. Auch wir freuen uns auf spannende Eindrücke und legen in einer Woche Jordanien knapp 1.000km zurück.


Unser Ziel ist das Visitor Center im Wadi Rum Village, das über die jordanische Wüstenautobahn (Desert Highway) bequem von Jordanien’s südlichster Metropole Aqaba erreichbar ist. „Wadi“ bedeutet so viel wie Flusslauf oder Tal, das nur vorübergehend nach starken Regenfällen Wasser führt. Dabei können Wadis je nach Jahreszeit enge felsige Täler oder auch kilometerbreite Flussbetten sein. In bis zu 1.700m Höhe treffen hier Granit- und Sandsteinberge auf Täler mit feuerrotem Wüstensand und tiefen Schluchten. Die karge Sandlandschaft ist allerdings gar nicht so einfältig wie das auf den ersten Blick klingen mag, schließlich stößt man hier mitunter auf Streifenhyänen, den syrischen Wolf oder den nubischen Steinbock. Wir treffen während unseres Kurzaufenthaltes keinen dieser Wüstenbewohner an und sind von diesem ungewöhnlichen Ort dennoch schwer angetan. Das mag mitunter auch daran liegen, dass wir uns im relativ kühlen Dezember außerhalb der Hauptreisezeit befinden, und ein Großteil der touristischen Aktivitäten zwischen März und Mai und September und November stattfinden.

Die in Wadi Rum ansässigen Beduinenstämme leben in kleinen Häusern und Hütten und finanzieren ihren Lebensunterhalt durch Ziegenhaltung und Tourismus – wie etwa Jeep-Touren, Heißluftballonflüge, Wanderungen, Bergsteigen und Übernachtungen unterm Sternenhimmel. Dabei haben viele von ihnen ihren traditionellen Lebensstil bewahrt. Wir entscheiden uns für eine Übernachtung im Bedouin Nights Camp und buchen unser „Wüstenzelt“ über die Buchungsplattform Booking.com. Der Kontakt zu unserem Beduinen-Guide Mohammed läuft neu-modern über WhatsApp, so können wir uns bereits vor Reiseantritt per Sprach- und Kurznachrichten zu unserem Aufenthalt austauschen. Unseren Wüsten-inkompatiblen Viertürer stellen wir am Besucherparkplatz ab. Anders als ursprünglich angenommen, fahren wir mit Mohammed nicht direkt ins Wüstencamp, sondern zunächst zum Haus seiner Familie, wo wir mit dem für Jordanien typischen, bitter-süßen Beduinen-Tee versorgt werden und auf weitere Übernachtungsgäste warten.

Den Abend verbringen wir mit Mohammed und den griechischen Urlaubern geschützt unter einem Felsvorsprung am Lagerfeuer und bestaunen die von der Abendsonne angestrahlten Felswände. Im Gegensatz zu den größeren und stark-kommerzialisierten Camps der weiteren Anbieter überzeugt uns an diesem Abend das persönliche Umfeld und ein sympathischer und zu-Späßen-aufgelegter Gastgeber. Wir erfahren von der Wertschätzung der Jordanier für ihr Königspaar, unterhalten uns über die unternehmerischen Expansionspläne von Mohammed und witzeln über Stereotype von Touristen. Wie zuvor in der knacke-kalten Nacht im Al Nawatef Camp im Biosphärenreservat Dana werden wir auch hier mit traditionell-jordanischem Essen verköstigt, das vor dem Servieren über einige Stunden im Erdofen gart. In dieser Nacht begeistert uns der für Wüsten typische sternenklare Himmel. Im Gegensatz zu früheren Wüsten-Übernachtungen müssen wir uns heute allerdings keine Gedanken über unerwünschte nächtliche Kriechtiere machen: die Beduinen-Zelte stehen auf einem erhöhten Fundament und können von innen verschlossen werden.


„Dabei scheint es für die Jordanier Ausdruck von Gastfreundschaft und Großzügigkeit zu sein, so opulent zu bewirten, dass sich die Tische biegen: Zum knusprig-dünnen Fladenbrot werden uns etwa Hummus, Joghurt- und Auberginendips und eingelegte Salate angeboten. Tabouleh ist der wohl typischste Salat der arabischen Küche, und besteht aus fein gehackten Tomaten, Gurken, Zwiebeln und Minze. Lebaneh ähnelt einem dicken, cremigen Joghurt und wird fast immer als Dip serviert. Und Ful Medames ist eine Mischung aus pürierten Bohnen, Knoblauch, Zitronensaft und Olivenöl.“

(Blogbeitrag vom 22.12.2019: Ahlan Wa Sahlan – Willkommen in Jordanien!)


Nach einem kurzen, ausgiebigen Frühstücksbuffet setzt uns Mohammed am Besucherparkplatz ab. Wir steuern auf dem King’s Highway die Freihandelszone Aqaba am Roten Meer an und decken uns mit alkoholischen Getränken ein, die in weiten Teilen Jordaniens nur selten und mit hochprozentigen Preisaufschlägen erhältlich sind. Die Preise sind auch sonst im Ganzen etwas niedriger als in Amman. Für die Weihnachtstage steuern wird das Holiday Inn Resort am Toten Meer an. Die Wegstrecke führt entlang der israelischen Grenze, die in Teilen mit starker militärischer Präsenz bestellt ist. Der Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien liegt mittlerweile über 40 Jahre zurück und prägt noch heute die Geopolitik in der Region. Trotz eines Mitte der 90er Jahre geschlossenen Friedensvertrages kommt es zwischen Jordanien und Israel immer wieder zu kleineren Streitereien, die allerdings auf politischer und nicht militärischer Ebene ausgetragen werden.


„Und Mose stieg von den Ebenen Moabs auf den Berg Nebo, den Gipfel des Pisga, der Jericho gegenüberliegt. Und der Herr ließ ihn das ganze Land sehen … Und Mose, der Knecht des Herrn, starb dort im Land Moab nach dem Wort des Herrn.“

 (Auszug aus dem 5. Buch Mose des christlichen Alten Testaments)


Wir passieren den tiefsten frei zugänglichen Ort der Erde, der etwa 415m unter dem Meeresspiegel liegt.  Leben gibt es in diesem Gewässer allerdings kaum – lediglich einige Mikroorganismen und Pflanzen ertragen den extrem hohen Salzgehalt des Toten Meeres von bis zu 33 Prozent. Insbesondere durch Trinkwassergewinnung in Israel und Jordanien sinkt der Meeresspiegel um etwa einen Meter pro Jahr ab. Auf unserer Route liegen lohnenswerte, teilweise biblische Stopps, wie etwa die UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte al-Maghtas „Bethanien jenseits des Jordans“, wo Jesus durch Johannes den Täufer getauft worden sein soll. Zu den wichtigsten Pilgerstätten des Christentums zählt der Mount Nebo, von dem aus Moses vor seinem Tod das gelobte Land gesehen haben soll und auf dem er vermutlich auch gestorben ist. Wir besuchen an diesem Weihnachtstag die archäologische Gedenkstätte auf dem Berg Nebo und das Franziskanerkloster. Bei guten Witterungsverhältnissen kann man über das Tote Meer bis nach Israel blicken und Jericho und Jerusalem erkennen.


Über Kommentare, Anmerkungen und Tipps freue ich mich immer sehr, schickt daher gerne eine Email an info@globaltravelling.de.

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