#SCO: Highlands und Isle of Skye
Arbeit muss belohnt werden! Mit Hinblick auf die erste mehrtägige Tour in Schottland, von Donnerstag Abend bis Sonntag, habe ich in der letzten Woche einige Nachtschichten in der Bücherei eingeschoben, um mit Essays und Präsentationen nicht zu sehr in Verzug zu geraten. Reisen macht schließlich mehr Spaß, wenn’s auch in der Uni läuft, woll nicht!? Anders als zwei Wochen zuvor in Oslo besteht meine Round about Scotland- Reisegruppe aus Willeke, Luca, Liga und Tom. Mit schlechtem Gewissen, schließlich würden wir am Freitag den ersten Besuch von William und Kate in Dundee verpassen…, ging es am Donnerstag Abend um 18:00 zur Mietwagenstelle, um unseren roten Ford-Flitzer abzuholen.
Ziel: Cairngorms National Park in Glenmore in den schottischen Highlands. Im Winter ausgezeichnet für Skibegeisterte („erstes Skigebiet Schottlands“) und Rentierfreunde („die einzigen freilebenden Rentiere in Großbritannien“), diente Glenmore für uns als Zwischenstop auf unserer Reise zur Isle of Skye. Was ist hier sonst noch so passiert? Nach eineinhalb Jahren erstmals wieder Hostelluft geschnuppert, Seespaziergang und schottisches Frühstück am frühen Morgen.
Nach den ersten Eindrücken von den Highlands passierten wir den vermutlich bekanntesten schottischen See. Zwischen Inverness und Fort Augustus erstreckt sich über 35km Loch Ness.
Am Nachmittag erreichten wir die Isle of Skye, meiner Ansicht nach eine der schönsten Ecken in Schottland.
Skye, oder übersetzt Insel des Nebels. Der Name ist Programm. Es gibt zwei Möglichkeiten, auf die Insel zu gelangen. Die Fähre im Süden, die auf Grund der relativ späten Jahreszeit stark eingeschränkte Fährmöglichkeiten bietet, oder über die nördlich gelegene Skye Road- Brücke in Kyle of Lochalsh. Bei Ankunft waren nach zahlreichen Regenfällen in den letzten Tagen, ach was, Wochen … auf Skye regnet es eigentlich immer. Das liegt größtenteils daran, dass Regenfronten in der Regel von Osten kommen und an den zahlreichen Bergketten hängen bleiben und ausregnen (das ist übrigens auch der Grund, warum es in Dundee überwiegend sonnig und trocken ist). Jedenfalls … waren einige Straßen wegen Überschwemmungen und übergetretenen Wasserfällen gesperrt. Nach ein, zwei oder vielleicht auch fünf … Umkehr- und Ausweichmanövern konnten wir gegen Spätnachmittag unseren Übernachtungsort Portnalong im Osten erreichen.
Hostelmama Theresa konnte uns beim Abendessen in ihrem kleinen gemütlichen Klippen-Hostel einige interessante Infos über Schottland und Skye selbst liefern. Generell erinnert mich die Insel sehr stark an meine Zeit in Neuseeland: viele Berge, Wiesen und Schafe aber wenig Menschen, Wetterbedingungen a la „If you don’t like it, wait for 5 minutes“ und eine gewisse Unbekümmertheit der Menschen, die vermutlich auf Abschottung, Zurückgezogenheit und Alkohol (?) zurückzuführen ist.
Auf letzteres würde ich gerne nocheinmal eingehen: Was kann man machen, wenn das Wetter schlecht ist und die Gier nach Abenteuer und Entdeckung überwiegt? Eine destillery tour? Ja, klasse! Auf Skye gibt es, neben den zahlreichen Destillerien auf dem Land, bloss eine Einzige. Die Talisker Destillerie – wirbt wegen der wohl einzigartigen Lage mit dem Spruch „made by the sea“ – produziert Single-Malt Whisky und hat mit 2 Mio. Litern ein vergleichsweise geringes Produktionsvolumen. Bei schottischem Bier und Dudelsack-Livemusik konnten wir uns im Anschluss im gegenüberliegenden Dorfpub von den zahlreichen Eindrücken erholen und uns mit neuseeländischen Geowissenschaftlern anfreunden, die auf Skye-Research-Expedition sind.
Laut Wetterbericht war für die kommenden Tage Regen, Hagel und Nebel angesagt; also genau das, was ein motivierter Blog-Schreiber auf seiner Tour nicht gebrauchen kann. Allerdings überraschte uns das Wetter am frühen Samstagmorgen genauso wie am Tag zuvor, als wir die nun wirklich bis in alle Ecken „vollgelaufene“ Insel das erste Mal betraten. Vereinzelte Dunstwolken vom Vorabend schienen daher nur noch in unseren Köpfen festzusitzen.
Erste Anlaufstelle für die angedachte Inselumrundung war das Neist Point Lighthouse am nord-westlichen Inselende, ein Tipp, den ich von Studienkumpel Fernando bekommen habe und für den ich ihm sehr dankbar bin! Der 19m hohe, runde Leuchtturm weist einige Parallelen zum Cape-Reina Lighthouse in Neuseeland auf. So stehen beide Leuchttürme auf steilen Klippen, die vom Carpark aus in 15 bis 20 Minuten erreichbar sind und nicht selten von Schafen, Kühen oder Touristen- Scharen blockiert werden. Nach starken Regen- und Hagelschauern bei der Anfahrt überraschten uns neben dem herrlichen Blick die unerwarteten, blauen Löcher am Himmel.
Noch vor Mittag kamen wir auf der anderen Seite der Isle of Skye an. Portree als Hauptstadt zu bezeichnen wäre nicht korrekt. Streng genommen ist es die einzige Stadt, mit immerhin knapp 2300 Einwohnern, und daher der „Hauptort“. Unser eigentliches Ziel war daher auch nicht Portree, vielmehr aber die im Norden gelegene, 48m hohe „Old Man of Storr“- Felskette. Bestens gelaunt nach den Gut-Wetter-Erlebnissen im Westen, und einigen Regenfronten, die wir nur in weiter Ferne im Atlantik beobachten konnten, machten wir uns bei gutem Wetter auf den Weg zum 719m hohen Aussichtspunkt. Bis oben hin haben wir es allerdings nicht geschafft… auf der Hälfte der Strecke wurden wir von einem Hagelschauer überrascht, der weniger schlimm aber des starken Windes wegen umso schmerzhafter war- nach 2 Minuten waren wir nass und unser Ziel im Nebel verschwunden. Wat soll’s, sportlich sehen. (y)
Unsere Inseltour haben wir anschließed so beendet, wie wir sie begonnen haben: nebelig, bewölkt und überaus regnerisch. Allerdings entschädigen die nach Meinung dieses Verfassers doch gelungenen Fotoaufnahmen für letztendlich nasse Socken und Hosen. Vor uns lag an diesem Nachmittag noch eine 2 1/2 stündige Fahrt nach Fort William. Host Allen berichtete uns bei Ankunft, dass er sein Hostel nach mittlerweile 42 Jahren verkauft habe und sich zur Ruhe setze. Da wir an „seinem letzten Abend“ die einzigen Gäste waren und das Hostel die üblichen facilities wie Küche, Gemeinschaftsraum und Spieleecke besaß, haben wir statt für 5 Leute für 6 Leute gekocht und Allen in den vermutlich lang ersehnten Ruhestand „begleitet“. Alles Gute dabei!
Der heutige Sonntag war dann alledings zu verregnet, um unser eigentlich angedachtes Programm, bestehend aus Glenfinnan Viaduct (die bekannte Eisenbahnstrecke, die Harry Potter auf seinem Weg nach Hogwarts zurücklegt) und einer Wanderung im Glen Coe National Park (Beginn der Highlands, fantastische Wandermöglichkeiten) in die Tat umsetzen konnten. Während wir unsere Fotos in Glenfinnan immerhin noch bei Nebel und leichtem Regen ergattern konnten, fiel die geplante Wanderung in Glen Coe sprichtwörtlich ins Wasser.
Macht aber nix, wir kommen wieder! Unser Heimweg nach Dundee führte zudem durch große Teile des National Parks, sodass wir bereits einen ersten, guten Eindruck vom Gebiet gewinnen und uns über die trotz der späten Jahreszeit immer noch zahlreichen Touristen (manche sind gefühlt in Bächen und Pfützen versunken) amüsieren konnten.
Links am Bildrand Glenfinnan Monument, rechts am Bild Glenfinnan Viaduct (Brücke)