Vorerst keine Lava auf Java

Sonnenaufgang am Mt. Bromo

 

Jakarta – Auf der Suche nach dem renommierten Fisch-Restaurant Huang Jia stolpern wir durch den Hafen von Jakarta. Für die knapp 10 Kilometer vom Hotel haben wir fast eine Stunde benötigt – das Verkehrssystem in Jakarta ist marode und abenteuerlich und verursacht Kopfschütteln. Wir wundern uns über den Kontrast von gut-situierten, teils luxuriösen Häusern auf der einen, und einer grauen, meterhohen Betonmauer auf der anderen Straßenseite.

Ein Blick hinter die Mauer offenbart ein grundsätzliches Problem: Der Meeresspiegel liegt über einen Meter über der Straße, auf der wir uns bewegen – ohne die künstliche Barriere wäre das Viertel nicht bewohnbar. Während sich Jakarta durchschnittlich (noch) 8 Meter über dem Meeresspiegel befindet, liegen einige Teile der Stadt bereits heute darunter. Eine neue Hauptstadt für die rund 280 Millionen Indonesier befindet sich bereits seit Jahren im Bau – der Umzug nach Nusantara soll in den späten 20er Jahren erfolgen.


Wir besuchen am nächsten Tag ein von Freunden betreutes Straßenkinder-Projekt von Street Child United (SCU). SCU richtet im Rahmen von Fußball- und Cricket-Weltmeisterschaften Parallel-WMs für Straßenkinder-Mannschaften aus der ganzen Welt aus (getreu dem Motto: Nicht nur den Stars eine Bühne bieten). Auf lokaler Ebene kooperiert SCU mit Verbänden und Vereinen, die eine professionelle Betreuung der Kids und ein regelmäßiges, anspruchsvolles Fußball-Training gewährleisten. Das Niveau ist dabei durchaus beeindruckend – meine alte G-Jugend-Mannschaft hätte alt ausgesehen.

Wegen fundamentalter sprachlicher Barrieren beschränkt sich die Kommunikation auf die Frage nach dem besseren Fußballer: „Messi oder Ronaldo?“, „Benzema oder Halland?“, „Kroos oder Gündogan?“. Die Kids sind absolut fussball-begeistert, fanatisch, kennen nahezu alle heißdiskutierten Top-Fußballer und ihre entsprechenden europäischen Teams, und sind entgegen unserer Erwartung nicht kontakt-scheu. Die Antwort eines etwa 8-Jährigen auf die Frage des besten Spielers aller Zeiten überraschte mich dann doch: „Beckenbauer!“.

In Anbetracht der schlechten Luftqualität und der chaotischen und maroden Verkehrsinfrastruktur lassen wir Jakarta mit einem skeptischen Blick zurück – eine Hauptstadt, die von uns trotz eines lediglich oberflächlichen Kurzaufenthaltes wohl vorerst keine zweite Besuchschance bekommen wird. Wir reisen stattdessen nach Yogyakarta, wo wir die beiden UNESCO-Welterbe-Stätten Borobudur – die größte buddhistische Tempelanlage der Welt – und Prambanan – eine der größten hinduistischen Tempelanlagen Südostasiens – bewusst meiden. Zu touristisch.


Stattdessen interessieren wir uns für einen Besuch beim Mount Merapi, der in der javanischen Sprache so viel wie „Berg des Feuers“ bedeutet. Der Vulkan ist nach wie vor aktiv und letztmalig im Februar 2023 ausgebrochen; ein Blick ist daher nur aus sicherer Entfernung möglich. Ein besonders gravierender Ausbruch ereignete sich 2010, in dessen Folge über 350.000 Menschen evakuiert und teilweise umgesiedelt werden mussten. Abgesehen von diesen unvermeidbaren Ausbrüchen bieten die vulkanischen Böden beste Bedingungen für Ansiedlung und aussichtsreiche Landwirtschaft.

Zum Ende unseres knapp einwöchigen Java-Besuches haben wir uns zwei Highlights vorgenommen, die wir im Rahmen einer geführten 2-Nächte-3-Tage-Tour erleben möchten: Sonnenaufgang am Mount Bromo und Aufsteig zum Iljen Krater, für die wir uns jeweils zwei Nächte um die Ohren schlagen. Unsere erste Nacht endet bereits um 01 Uhr. Wir starten mit dem Minivan in Malang und fahren knapp zwei Stunden bis ins kleine Bergdorf Penanjakan, das am Fuße des Bromo-Gipfels liegt. Um die letzten vier Kilometer bis zum Aussichtspunkt zurückzulegen, steigen wir in umgebaute Jeeps um. Gegen 04 Uhr erreichen wir den Aussichtspunkt, wo sich bereits zahlreiche Autos und Touristen tummeln.

Uns begegnen locals mit Winterjacken, Decken und Mützen, die diese für kleine Preise vermieten – bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt sicherlich ein gutes Geschäft. Am Aussichtspunkt herrscht bereits jetzt dichtes Gedränge: Besucher bereiten sich mit Selfie-Stöcken, Kopf-Lampen, Drohnen und Stativen unter kontinuirlichem Ellbogen-Einsatz auf einen „very instagrammable“ Moment vor – gemeint ist damit der Sonnenaufgang und das faszinierende Spiel von Licht und Schatten über den Vulkankratern des Mount Bromo. Der Anblick der aufsteigenden Sonne, die den Nebel über den Tälern vertreibt, schafft eine magische Atmosphäre.


Für den deutlich anstrengenderen Aufstieg zum Ijen Krater stellen wir den Wecker in der kommenden Nacht auf 02 Uhr. Anders als beim Mount Bromo bewältigen wir den steilen, knapp zweieinhalbstündigen Aufstieg zum Krater auf knapp 2.800 Meter zu Fuß und in nahezu völliger Dunkelheit – aufgrund der giftigen Schwefeldämpfe ist das Mitführen einer Gasmaske verpflichtend. Während wir uns für das Naturphänomen Ijen-Krater interessieren, gibt es mutige und fleißige Minenarbeiter, die es auf die Schwefelbrocken im Inneren des Kraters abgesehen haben. 

Der Ijen-Vulkan ist für den Schwefelabbau bekannt und berüchtigt. Man sagt, dass die Arbeiter in der Schwefelmine des Kraters (Kawah Ijen) den giftigsten Job der Welt haben. Für den Knochenjob verdienen sie einen Hungerlohn: 800 IDR pro Kilogramm sind es, manchmal vielleicht ein wenig mehr, aber de facto geht keiner der Arbeiter mit mehr als 8 Euro am Tag nach Hause. Die Tatsache, dass man die harte Arbeit der Bergleute so hautnah mitverfolgen kann, macht die Wanderung auf den Ijen-Vulkan noch beeindruckender. Die surreale Mondlandschaft, der leuchtend türkisfarbene Kratersee und die ganze Anstrengung – entsprechend intensiv, schön und gleichzeitig fragwürdig sind die wenigen Stunden, die wir auf dem Plateau verbringen.


Nach dem Abstieg fahren wir mit unserem Fahrer nach Banyuwangi, der östlich-gelegensten Stadt der Insel Java – von hier setzen wir mit der Fähre nach Bali über.

Über Kommentare, Anmerkungen und Tipps freue ich mich immer sehr, schickt daher gerne eine Email an info@globaltravelling.de.

 

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