Ahlan Wa Sahlan – Willkommen in Jordanien! (1|2)
Amman – Jordanien – Teil I – Ein Land voller spannender Geschichten, in dessen Grenzen sich ein großer Teil der in der Bibel überlieferten Geschichten abgespielt haben muss. Ein Land, wo Kreuzritterburgen, biblische Schauplätze und historische Beduinen-Camps auf Wüsten, Berge und den tiefsten Punkt der Erde treffen. In kriselnden Zeiten konnte sich Europa bisher auf das friedvolle und relativ tolerante kleine Königreich verlassen, das gerade auch wegen seiner unmittelbaren Lage zu Israel, Palästina, Irak und Syrien mit unruhigen Zeiten konfrontiert sein dürfte. Nach gründlicher Recherche beschließen wir, Jordanien in 10 Tagen mit dem Mietwagen zu bereisen und dabei die Hauptstadt Amman, die Felsenstadt Petra und die antike Stadt Jerash zu erkunden (Teil 1). Über unsere Erlebnisse in der Wüstenlandschaft Wadi Rum und den Weihnachtsabend am Toten Meer berichte ich im zweiten Teil.
Vor der Einreise lohnt sich der Erwerbs des Jordan Pass (USD100), der die Gebühren für das Touristenvisum beinhaltet und Zugang zu 40 historischen und kulturellen Attraktionen des Landes gewährt. Ausgangspunkt unserer Reise ist das zu dieser Jahreszeit kühle aber überwiegend sonnige Amman. In der von unzähligen Straßenverkäufern besetzen Hauptstadt erstaunt uns die ehrliche Freundlichkeit der Jordanier, die auch in anderen Ländern der arabischen Welt zum ständigen Begleiter gehört. Kein Verlangen nach Gefälligkeiten, keine aufdringlichen Verkaufsversuche und hin und wieder vereinzelte „Welcome to Jordan“-Rufe. Andere erkundigen sich wiederum nach unseren Namen und freuen sich darüber, dass wir ihr Land – auf das sie sichtlich stolz sind – bereisen. König Abdullah II. und seine moderne Königin Rania von Jordanien genießen hier hohes Ansehen. Bei unserer heutigen Erkundigungstour besuchen wir einige der historischen Orte Ammans.
Die Zitadelle von Amman thront auf dem Hügel Jebel el-Jaufa, der zusammen mit sechs weiteren Hügeln das Stadtbild prägt. Das große und beeindruckende Open-Air Museum vermittelt tolle Panoramablicke über Amman und die frühere Geschichte Jordaniens. Zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten gehören etwa die Überreste einer Höhle aus der Bronzezeit, der ammonitische Palast, sowie ein römischer Tempel. Während unseres Abstiegs passieren wir das fast 2000 Jahre alte römische Theater, sowie das sogenannte Forum, das einmal zu den größten öffentlichen Plätzen im Römischen Reich gehörte. Heute sind nur einige der imposanten Säulen übriggeblieben, die an die Blütezeit Ammans als mächtiges Handelszentrum erinnern. Mit der einsetzenden Abenddämmerung erkunden wir einige der lokalen Märkte – die sogenannten Souqs. Auf diesen Märkten werden Waren meist thematisch-passend angeboten, es gibt also Haushaltswaren-Souqs, Obst- und Gemüse-Souqs, Gewürz-Souqs usw. Ein Großteil der Früchte stammt aus dem Jordan Valley, einem fruchtbaren Tal am Jordan nahe der israelischen Grenze.
Nach zwei Tagen Hauptstadt-Feeling entschließen wir uns für eine Zwischen-Übernachtung im Al Nawatef Camp im Biosphärenreservat Dana, da „das“ touristischste aller Highlights in Jordanien von hier aus schnell zu erreichen ist und wir zwei volle Tage für die Felsenstadt Petra nutzen können. Das im Beduinen-Stil eingerichtete Zelt-Camp weist keinerlei Luxus auf, stimmt uns allerdings auf die anstehenden Übernachtungen im wirklichen Beduinen-Camp in Wadi Rum ein. Am Abend probieren wir die jordanische Küche aus – dabei erinnern wir uns, dass Mahlzeiten im arabischen Raum weitaus mehr sind, als ein reiner Prozess der Nahrungsaufnahme. Viel mehr erfüllen sie eine soziale Funktion und werden traditionell in großen Runden eingenommen.
Dabei scheint es für die Jordanier Ausdruck von Gastfreundschaft und Großzügigkeit zu sein, so opulent zu bewirten, dass sich die Tische biegen: Zum knusprig-dünnen Fladenbrot werden uns etwa Hummus, Joghurt- und Auberginendips und eingelegte Salate angeboten. Tabouleh ist der wohl typischste Salat der arabischen Küche, und besteht aus fein gehackten Tomaten, Gurken, Zwiebeln und Minze. Lebaneh ähnelt einem dicken, cremigen Joghurt und wird fast immer als Dip serviert. Und Ful Medames ist eine Mischung aus pürierten Bohnen, Knoblauch, Zitronensaft und Olivenöl. Wir wärmen uns in dieser eisig-kalten Nacht mit etlichen Tassen Tee, der uns nahezu minütlich nachgeschenkt wird, und nutzen jeden Millimeter der vorhandenen Wolldecken – selbst das Bier ist uns an diesem Abend zu frisch!
Einen Vorteil haben die kühlen Temperaturen – am nächsten Morgen starten wir bereits um 06:00 ins 50 Kilometer entfernte Petra. Die antike Stadt liegt etwa auf halber Strecke zwischen Rotem Meer und Totem Meer und stellte aufgrund der günstigen Kreuzung mit mehreren Karawanenwegen, die einst Ägypten, Syrien und Südarabien mit dem Mittelmeer verbanden, einen bedeutenden Handelsplatz zu Beginn unserer Zeitrechnung dar. Bereits in der Antike verfügte Petra über ein solides Wasserversorgungssystem, das durch die Felswände und Zisternen gespeist wurde. Die Stadt selbst liegt gut versteckt und geschützt zwischen steilen Felswänden, und ist bloß von einer Seite zugänglich.
Felsenstadt Petra – Mit ihren in den roten Fels gemeißelten Grabmälern, Opferstätten und Schatzkammern hat sie es auf die UNESCO Weltkulturerbe-Liste geschafft und wurde 2007 zu einem der „Neuen Sieben Weltwunder“ gewählt. Petra besteht aus verschiedenen Baudenkmälern, wobei Khazne al-Firaun – das „Schatzhaus des Pharao“ – nicht zuletzt wegen der Indiana Jones-Filme das beliebteste und bekannteste Fotomotiv sein dürfte. Wir stoppen für einige Fotos und passieren danach das Römische Theater, die „Gräber der Königswand“ sowie den Felsentempel „Ad Deir“. Letzterer ist knapp 40 Meter hoch und über einen schmalen Bergpfad und 850 anstrengende, ausgetretene und rutschige Stufen zu erreichen.
Bleibt noch ein Blick in die Ruinenstätte Jerash, die zwar abseits der üblichen Touristen-Route liegt, aber deshalb nicht weniger interessant ist. Viele der Tempel, Bäder, Stadien und Säulen sind so gut erhalten, dass sie einen guten Einblick vermitteln, wie sich das Leben vor vielen hunderten von Jahren abgespielt haben muss. Die ersten Menschen bewohnten Jerash bereits im 6. Jahrhundert vor Christus. Wirkliche Bedeutung gewann sie allerdings erst, als die Römer sich niederließen und erste Handelsstrukturen etablierten. Der dadurch geschaffene Reichtum dürfte die vielen pompösen Gebäude erklären. Nach einem Erdbeben im Jahr 747, bei dem ein Großteil der Bevölkerung ums Leben kam, wurde die Stadt erst wieder im 18. Jahrhundert besiedelt und bewohnt. Der höchste Punkt der Stadt befindet sich heute auf den Zuschauerrängen des römischen Theaters.
Über unsere Erlebnisse in der Wüstenlandschaft Wadi Rum und den Weihnachtsabend am Toten Meer berichte ich in Teil 2.
Über Kommentare, Anmerkungen und Tipps freue ich mich immer sehr, schickt daher gerne eine Email an info@globaltravelling.de.
Sehr spannender Beitrag! Bitte mehr davon 🙂