Uganda von West nach Ost – dynamische Unternehmer und ganz viel Natur (1|2)

 

Fort Portal – Über die regenreichen und fruchtbaren Landschaften Ugandas habe ich bereits in Teilen berichtet. Nach mittlerweile vier Wochen hat sich der grüne Eindruck der ersten Tage bestätigt, und es gibt neue Berichte und Fotos. Diese Eindrücke sind im Rahmen einer dreiwöchigen Studie zu „Digitalen Finanzdienstleistungen“ in West- und Ost-Uganda entstanden, bei der es uns um den Digitalisierungs-Fortschritt der SACCOs (Savings and Credit Cooperative Organizations) ging. Was kann man sich unter SACCO vorstellen? Am ehesten ähnelt eine SACCO vermutlich einer Spar- und Kreditgenossenschaft, wobei sie von ihren Mitgliedern selbst besessen und verwaltet wird. Unabhängig von Rasse, Religion, Geschlecht, Hautfarbe oder Glauben verpflichten sich die Mitglieder, gemeinsam zu sparen und sich gegenseitig Darlehen zu angemessenen Zinssätzen anzubieten. Mit diesen Zinskosten finanziert die SACCO ihre Ersparnisse und die Kosten für die Verwaltung. Das bedeutet, dass die Rücklagen der einen Gruppe die Kredite einer anderen Gruppe finanzieren.

Für die Umfragen haben wir zuvor Fragebögen erarbeitet, die die vergangene Performance der SACCOs mit Blick auf Umsatz, Profitabilität oder Entwicklung des Kundenstammes erfasst, und zudem auf technologische oder administrative Herausforderungen, denen sich die Mitglieder gegenüber sehen, eingeht. In einem ersten Schritt befragten wir die Mitarbeiter, und danach die Kunden bzw. Empfänger dieser sogenannten „Mikrokredite“. Diese werden in Uganda in erster Linie an Bauern ausgezahlt, die wegen fehlender Sicherheiten häufig keinen Zugang zu Krediten von kommerziellen Banken gewährt bekämen. Die SACCOs unterstützen sowohl Bauern als auch einzelne Kleingruppen dabei, eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen. So aufschlussreich und eindringlich wie die Begegnungen mit den Kunden (hierauf werde ich im nächsten Beitrag eingehen), so spannend und wohltuend waren die Einblicke in die abgelegene und teils unberührte Natur. Viele Felder werden das ganze Jahr über bewirtschaftet und einige der angebauten Nahrungsmittel exportiert, dabei machen Kaffeebohnen, Hülsenfrüchte, Mais und Fisch die größten Anteile aus. Auffällig sind insbesondere die unzähligen Bananen-, Tee- und Rohrzucker-Plantagen.

Ein großer Teil der geernteten Bananen wird für das Nationalgericht Matoke verwendet. Dazu werden die Kochbananen zunächst geschält, in Bananenblätter gewickelt, in einen Topf gegeben und für einige Stunden gedämpft. Nach dem Dämpfen wird Matoke zu Brei gestampft und direkt aus den Bananenblättern serviert. Matoke gibt es immer: morgens, mittags, abends, und zwischendurch. Für den geschmacksintensiven und von vielen Einflüssen geprägten europäischen Gaumen ist das gewöhnungsbedürftig, zumal das Gericht keinerlei Geschmack aufweist und ähnlich nährstoffarm wie der Nsima-Maisbrei in Malawi (in Uganda „Posho“ genannt) ist. Mir fällt kein vergleichbares Grundnahrungsmittel ein, das in Deutschland annähernd die Bedeutung des Matoke-Stampfs erlangen könnte … möglicherweise kommt der Bier-Status in Bayern dem am nächsten … Um die Bananenstauden vom Feld auf den Markt zu transportieren, gibt es kein Verkehrsmittel, das nicht genutzt wird. Auf ein Fahrrad passen je nach Lagerung und Risiko-Bereitschaft drei Bananenstauden – also bis zu 600 Bananen. Und auch bei LKWs werden die physikalischen Grenzen außer Kraft gesetzt.

Wenn man so möchte, haben es viele Ugander verstanden, ihre geografischen und klimatischen Vorteile im sonst so ärmlichen Ostafrika zu nutzen. Das Land behauptete sich zuletzt mehrmals als eine der weltweit erfolgreichsten Unternehmernationen, wobei dies eher auf die absolute Anzahl der Neu-Gründungen und weniger auf deren wirtschaftlichen Erfolg zurückzuführen sein dürfte. Über ein Viertel der Bevölkerung ist unternehmerisch tätig – das ist angesichts der Arbeits- und Perspektivlosigkeit der jungen und ländlichen Bevölkerung nachvollziehbar. Laut Ugandas größter Bodaboda-Gewerkschaft – das sind die halsbrecherischen Motorradtaxis aus Indien – sind aktuell etwa 1.000.000 Männer als professionelle Bodaboda-Fahrer tätig – davon alleine 200.000 in der Hauptstadt Kampala. Viele andere arbeiten als Tagelöhner auf Plantagen oder als Sicherheitsleute, Händler und Friseure. Aufgrund dessen, dass ein überwiegender Teil dieser Aktivitäten informell stattfindet, profitiert die Regierung nur in geringem Umfang von diesen Unternehmungen.


Über Kommentare, Anmerkungen und Tipps freue ich mich immer sehr, schickt daher gerne eine Email an info@globaltravelling.de.

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookies helfen mir bei der Bereitstellung meiner Dienste. Durch den Besuch meiner Seite erklärst du dich mit der Nutzung von Cookies einverstanden. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen