Bergsteigerstimmung in Nepal – Vom Himalaya bis in den Dschungel von Chitwan

 

Pokhara – Tor zum Himalaya. Nepal liegt zwischen Indien und China und ist vor allem für seine beeindruckenden Berglandschaften, darunter dem Himalaya mit dem höchsten Gipfel der Erde, den Mount Everest, bekannt. Gleichzeitig ist das Land reich an kulturellem Erbe: Tempel, Klöster, traditionelle Dörfer und Festivals prägen den Alltag. Die Mischung aus Natur, Abenteuer und kulturellen Erfahrungen macht Nepal zu einem beliebten Reiseziel für Trekking, Bergsteigen und Entdeckungstouren. Für uns steht der Norden des Landes mit seinen Bergen und die Nähe zum Annapurna-Gebiet im Fokus, um Landschaften, Kultur und die besondere Atmosphäre der Himalaya-Region kennenzulernen.

Pokhara liegt am Ufer des Phewa-Sees, und schon bei der Ankunft wird deutlich, warum die Stadt als Tor zum Himalaya bezeichnet wird. Das Wetter ist klar, und über der Stadt erhebt sich der markante Machapuchare, der „Fischschwanz-Berg“, mit seinen schneebedeckten Zacken. Am Seeufer liegen bunte Holzboote vertäut, daneben reparieren Fischer ihre Netze. Kleine Cafés mit Blick auf das Wasser servieren dampfenden Chai, während Gebetsfahnen im Wind flattern. Am Abend spazieren wir entlang der Uferpromenade: Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich im Wasser, und dahinter zeichnen sich die Silhouetten der Himalaya-Gipfel ab – eine Kulisse, die fast zu schön wirkt, um real zu sein.

Pokhara ist Ausgangspunkt für viele Trekkingtouren ins Annapurna-Gebiet, eines der bekanntesten Bergmassive des Himalaya. Die Annapurna I war 1950 der erste Achttausender, der bestiegen wurde. 1978 gelang Reinhold Messner die erste Solo-Besteigung ohne zusätzlichen Sauerstoff, ein historischer Meilenstein im Bergsteigen. Auch ohne selbst Bergsteiger zu sein, ist die Präsenz der Berge spürbar: In Cafés laufen Dokumentationen über Expeditionen, in Buchläden stapeln sich Bildbände mit Gipfelfotos, und an jeder Straßenecke bieten Agenturen Touren und Ausrüstung an. Beim Blättern durch alte Berichte und Bilder von Eisschluchten und steilen Graten wird schnell klar, warum die Faszination für die Berge hier so präsent ist.

 


Am nächsten Morgen starten wir früh von einem kleinen Dorf am Rand von Pokhara. Der Weg führt zunächst durch Terrassenfelder, in denen Frauen Reis pflanzen, bevor wir in die Rhododendron-Wälder aufsteigen. Unterwegs begegnen wir Trägern mit schweren Körben, die traditionell mit einem Stirnband am Kopf getragen werden, um das Gewicht besser zu verteilen. Unser Guide erklärt, dass diese Pfade seit Jahrhunderten die Verbindung zwischen den Bergdörfern darstellen. Die Wege sind schmal und steinig, bieten aber immer wieder weite Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel des Annapurna-Massivs. Nach einiger Zeit machen wir Rast an einem kleinen Teehäuschen, trinken schwarzen Tee mit Zucker und nutzen die Gelegenheit, die Landschaft in Ruhe zu betrachten.

Neben unserem offiziellen Guide, ohne den Wanderungen in dieser Region von der nepalesischen Regierung nicht erlaubt sind, begleiten uns zwei Sherpas, die unsere Rucksäcke tragen – in dieser Region gängige Praxis. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir ein kleines Bergdorf, wo wir die Nacht verbringen. Die Lodges sind schlicht aus Stein gebaut, mit bunten Gebetsfahnen geschmückt, und bieten klare Ausblicke auf die umliegenden Gipfel. Zum Abendessen gibt es Dal Bhat – Reis, Linsensuppe und Gemüse – in einer der Lodges, während draußen die Temperaturen fallen. Beim Sonnenuntergang erscheinen die Gipfel in rötlichen Farbtönen, später ist der Himmel dunkel und die Sterne sind klar sichtbar.

Noch vor vier Uhr morgens brechen wir zum Aussichtspunkt Sarangkot auf. Die Luft ist kühl, der Himmel wechselt langsam von Dunkelblau zu Orange. Unter uns liegt das Tal im Nebel, dahinter sind Annapurna, Dhaulagiri und Machapuchare klar zu sehen. Aus Metallbechern trinken wir heißen Kaffee und beobachten, wie die Sonne die Schneefelder in helles Licht taucht. Der Guide nennt die Namen der Gipfel, und in der klaren Morgenluft wirken die Berge besonders nah. Auf dem Rückweg kommen wir durch kleine Dörfer. Kinder spielen, Hunde liegen in der Sonne, aus den Küchen riecht es nach Linsen und Gewürzen. In einem Gasthaus essen wir Dal Bhat mit scharfem Pickle. Die Nepalesen mögen es grundsätzlich sehr scharf – und wir an diesem Tag auch.

 


Nach den Tagen in den Bergen, inmitten von Schnee, Felsen und klarer Höhenluft, wechseln wir in eine völlig andere Landschaft: den Süden Nepals, zum Chitwan-Nationalpark. Die Fahrt dauert rund sieben Stunden und führt durch enge Serpentinen, vorbei an Flüssen, Wasserfällen und kleinen Dörfern. Je weiter wir fahren, desto wärmer und feuchter wird die Luft. In Chitwan angekommen, empfängt uns der Nationalpark mit seinem eigenen Rhythmus. Am späten Nachmittag steht die Sonne tief, das Licht fällt golden durch die Bäume, und am Ufer des Rapti-Flusses sammeln sich Boote für die Überfahrt. Unser Guide erklärt, dass Chitwan zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört und Heimat für seltene Arten wie das Panzernashorn und den Bengalischen Tiger ist.

Am folgenden Tag unternehmen wir eine längere Tour durch den Park. In einem offenen Jeep fahren wir über Sand- und Schotterwege, die von dichtem Wald gesäumt werden. Überall fallen Spuren von Wildtieren auf: Fußabdrücke von Nashörnern im Schlamm, abgeknickte Äste und vereinzelte Vogelstimmen. Der Guide erläutert, dass Chitwan eines der am besten geschützten Feuchtgebiete Asiens ist und viele Tierarten nur hier überleben können. Unterwegs besuchen wir ein kleines Dorf am Parkrand, in dem die Tharu-Bevölkerung im Einklang mit der Natur lebt: Häuser aus Lehm und Bambus, kleine Felder für Gemüse und Mais. Wild und Dorfleben existieren hier eng nebeneinander – Elefantenherden auf der Wiese, während Kinder im Hintergrund spielen. Am Abend kehren wir zur Lodge zurück und reflektieren die Vielfalt der Landschaft und Tiere, die zeigt, dass Nepal weit mehr als nur Hochgebirge zu bieten hat.

 


In weniger als zwei Wochen wird die enorme Vielfalt Nepals deutlich. Wir haben Hochgebirge, tiefe Täler, tropische Wälder und dichte Dschungel erlebt – jede Region mit eigener Atmosphäre und Charakteristik. Besonders eindrücklich bleibt die Faszination für das Bergsteigen, die sich wohl nur wirklich nachvollziehen lässt, wenn man früh mit Bergen und Expeditionen in Berührung kommt. Nepal wirkt in vielerlei Hinsicht abgeschieden: Abseits der bekannten Trekkingrouten und touristischen Zentren trifft man nur wenige Reisende, dafür umso authentischere Eindrücke von Landschaft, Kultur und Alltag. Gerade diese abgelegenen Ecken machen die Reise besonders wertvoll, weil sie Einblicke in ein Land ermöglichen, das nicht dem typischen Reiseland entspricht, sondern mit jeder Region neue Perspektiven und Erfahrungen bietet.

Über Kommentare, Anmerkungen und Tipps freue ich mich immer sehr, schickt daher gerne eine Email an info@globaltravelling.de.

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