Vietnam von Nord bis Süd – kurzer Abstecher zum „großen Bruder“

Hanoi – Vietnam und Laos sind eng miteinander verbunden – historisch, kulturell und politisch. Die beiden Länder teilen sich eine lange gemeinsame Geschichte, viele Traditionen und eine ähnliche Sprache in bestimmten Regionen. Vietnam hat Laos in vielen Bereichen beeinflusst, etwa in Verwaltung, Kultur und Bildung, und bis heute bestehen enge wirtschaftliche und politische Beziehungen. Ein Besuch in Vietnam zeigt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zugleich: Von der quirligen Hauptstadt Hanoi über die beeindruckende Halong Bay, weiter nach Hoi An zum Neujahrsfest und schließlich in die moderne Metropole Ho Chi Minh City – eine Reise voller Kontraste und vielfältiger Eindrücke.
Unsere Reise beginnt in Hanoi, der Hauptstadt Vietnams. Wer zum ersten Mal hier ist, wird von den Eindrücken überwältigt: unzählige Motorroller, hupend in alle Richtungen, enge Straßen voller Händler, Gerüche von frisch gebratenem Fleisch, Kräutern und heißem Kaffee. Was zunächst wie pures Chaos wirkt, hat einen Rhythmus, an den man sich schnell gewöhnt. Historisch ist Hanoi vor allem für seine zentrale Rolle in Nordvietnam bekannt. Die Stadt war jahrhundertelang politisches und kulturelles Zentrum, und auch heute spiegelt sich das in ihrer Architektur und Verwaltung wider. Vietnam ist nach wie vor in zwei historische Regionen unterteilt: den Norden mit Hanoi als Hauptstadt und den Süden mit Ho Chi Minh City.
Diese Aufteilung prägt auch die Unterschiede in Kultur, Lebensstil und kulinarischen Traditionen zwischen den beiden Metropolen. Wir verbringen zwei Tage in der Stadt und lassen uns treiben. Vormittags durch die Altstadt, wo kleine Geschäfte und Straßenstände dicht an dicht liegen. Wir probieren Klassiker wie Pho, Bun Cha und Banh Mi – natürlich auf den berühmten Plastikstühlen, die gefühlt überall stehen. Am Nachmittag entdecken wir die moderne Seite der Stadt: Rooftop-Bars. Von dort wirkt Hanoi ruhiger, geordneter. Besonders beeindruckend ist der Blick bei Sonnenuntergang, wenn die Lichter der Stadt angehen und sich der Verkehr unten wie ein endloser Strom bewegt.
Nach dem Aufenthalt in Hanoi fahren wir weiter nach Halong Bay, etwa vier Stunden östlich der Hauptstadt. Die Bucht ist bekannt für ihre markanten Kalksteinfelsen, die steil aus dem grünen Wasser ragen, und gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Besonders am frühen Morgen zeigt sich die Landschaft in einem eigenen Licht, wenn Nebel zwischen den Felsen hängt. Wir verbringen zwei Nächte auf einem Boot, was ausreichend Zeit bietet, die Region aus verschiedenen Perspektiven zu erkunden. Tagsüber fahren wir mit dem Kajak durch enge Wasserwege und kleine Lagunen, besuchen Tropfsteinhöhlen und passieren schwimmende Fischerdörfer. Abends bleibt Zeit, die Umgebung vom Deck aus zu beobachten, während das Licht langsam hinter den Felsen verschwindet.
Ein zentraler Aspekt von Halong Bay sind die sogenannten floating fishing villages – kleine schwimmende Dörfer, in denen Familien seit Generationen vom Fischfang leben. Sie sind fest in die Region eingebunden und liefern einen Großteil der Meeresfrüchte für die lokalen Märkte. Während unseres Besuchs auf einer Fischfarm können wir beobachten, wie Austern, Muscheln und Fische gezüchtet werden und wie die Bewohner ihren Alltag zwischen Fang, Zucht und Verkauf organisieren. Der Besuch vermittelt einen guten Einblick in die wirtschaftliche Bedeutung der Dörfer und das Leben der Fischerfamilien, ohne dass es aufgesetzt oder übertrieben wirkt.
Die besondere Kulisse der Halong Bay zieht nicht nur Reisende an, sondern auch die Filmwelt. Die steilen Kalksteinfelsen, ruhigen Lagunen und Morgennebel schaffen eindrucksvolle Perspektiven, die in Filmen genutzt wurden. So diente die Bucht als Inspiration für den James-Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ 1974) sowie für das französische Drama „Indochine“ (1992). Die Kombination aus dichtem Grün auf den Inseln, spiegelndem Wasser und wechselndem Licht macht die Landschaft sowohl für Filmaufnahmen als auch für Besucher visuell beeindruckend und einzigartig.
Unser nächster Stopp ist Hoi An, eine Stadt, die für ihre gut erhaltene Altstadt, die historischen Häuser und die vielen Laternen bekannt ist. Wir kommen genau zum Neujahrsfest, und die Stadt zeigt sich von ihrer festlichsten Seite. Überall hängen bunte Lampions, die Gassen sind beleuchtet und spiegeln sich in den Kanälen, die die Altstadt durchziehen. Die Kombination aus Wasser, Licht und alten Gebäuden schafft eine besondere Atmosphäre. Tagsüber erkunden wir die Stadt zu Fuß, schlendern durch die engen Gassen und genießen die Ruhe abseits der Hauptstraßen.
Die Küche Hoi Ans ist vielfältig: von frischen Reisnudeln über gefüllte Pfannkuchen bis zu gegrillten Meeresfrüchten – alles ist zugänglich und oft direkt auf der Straße oder in kleinen Cafés serviert. Das Essen spiegelt die Verbindung von vietnamesischer Tradition und regionalen Einflüssen wider. Am Abend versammeln sich die Menschen in den Straßen, auf den Plätzen und entlang der Kanäle. Musik, Tanz und kleine Bühnenaufführungen prägen das Stadtbild, und zum Jahreswechsel wird Feuerwerk gezündet. Wer möchte, kann kleine Laternen auf den Kanälen zu Wasser lassen – ein Brauch, der sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen beliebt ist.
Neben den Feierlichkeiten ist Hoi An auch für ihr historisches Erbe und die handwerkliche Tradition bekannt. Viele Gebäude stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert und zeigen Einflüsse chinesischer, japanischer und europäischer Architektur. Besonders die alten Handelshäuser und die Japanische Brücke sind gut erhalten und geben einen Eindruck von der Bedeutung Hoi Ans als Handelszentrum. In den Werkstätten der Stadt werden weiterhin Lampions, Stoffe und traditionelle Handwerksprodukte hergestellt, die man direkt kaufen oder beim Herstellungsprozess beobachten kann. Diese Mischung aus Alltag, Kultur und handwerklicher Tradition prägt das Bild der Stadt nachhaltig.
Der letzte Teil unserer Reise führt uns nach Ho Chi Minh City, dem wirtschaftlichen Zentrum Vietnams. Im Vergleich zu Hanoi wirkt die Stadt moderner: breite Straßen, Hochhäuser und internationale Hotels prägen das Stadtbild. Gleichzeitig ist das typische Straßenleben allgegenwärtig: Märkte, kleine Essensstände und Tempel zwischen den modernen Gebäuden vermitteln einen Eindruck vom Alltag der Bewohner. Ho Chi Minh City hat zudem eine besondere historische Bedeutung. Während des Vietnamkriegs war die Stadt das politische und militärische Zentrum Südvietnams. Zahlreiche Orte erinnern noch heute an diese Zeit und prägen das Verständnis der Region bis in die Gegenwart.
Von der Stadt aus unternehmen wir einen Ausflug nach Can Gio, einem Mangrovengebiet südlich von Ho Chi Minh City. Das Gebiet diente während des Vietnamkriegs als Rückzugsort für Guerillas, heute ist es Naturschutzgebiet und UNESCO-Biosphärenreservat. Mit dem Boot fahren wir durch die Kanäle, beobachten Affen, Vögel und andere Wildtiere und gewinnen einen Eindruck vom Leben und Arbeiten in diesem einzigartigen Ökosystem. Besonders interessant ist die Fischzucht vor Ort: Austern, Muscheln und Fische werden gezüchtet, wobei die Bewohner auf eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen achten.
Ein weiterer Ausflug führt nach Vung Tau, einem Badeort, den wir mit der Schnellfähre erreichen. Schon die 90-minütige Überfahrt gibt einen Vorgeschmack auf die Küstenlandschaft. Vor Ort bestimmen lange Sandstrände, das Meer und zahlreiche Restaurants mit frischen Meeresfrüchten das Bild. Ho Chi Minh City bietet damit nicht nur städtisches Leben und geschichtliche Einblicke, sondern auch die Möglichkeit, die umliegende Natur und Küstenregion zu erkunden.
Der kurze Abstecher nach Vietnam gibt uns einen umfassenden Eindruck in Land und Kultur. In Hanoi, Halong Bay, Hoi An und Ho Chi Minh City zeigt sich sowohl das urbane Leben als auch die landschaftliche Vielfalt und die festlichen Traditionen. Auffällig sind die historischen und kulturellen Überschneidungen mit Laos: ähnliche Architektur, Einflüsse Vietnams auf Verwaltung und Bildung sowie gemeinsame Bräuche und Essgewohnheiten. Gleichzeitig werden Unterschiede deutlich, zum Beispiel in der Stadtstruktur, der wirtschaftlichen Dynamik oder dem Verkehrsgeschehen. Besonders beim Verkehr fällt auf, wie viel geordneter und ruhiger die Abläufe in Laos sind, was den Alltag dort deutlich entspannter erscheinen lässt.
Über Kommentare, Anmerkungen und Tipps freue ich mich immer sehr, schickt daher gerne eine Email an info@globaltravelling.de.